“Irgendetwas muss doch in diesem verf***ten Jahr mal funktionieren”, maulte mein Bruder, als er mich am Frankfurter Bahnhof mitten in der Nacht abholte. Dort war ich nach einer wahren Odyssee mit der Bahn in der Nacht vor Heiligabend gestrandet.

So Mitten in der Nacht – der volle Mond grinste über dem Bahnhof – steht man als Frau nicht, ohne dass es zu Kontaktversuchen kommt. Der Erste hatte Hunger nach etwas menschlicher Wärme – eine einsame Seele in einem Straßenmeer. Aber ich wollte niemanden kennen lernen, sondern einfach nur weiter – in ein helles Wohnzimmer und wärmendes Bett. Der Zweite hatte physischen Hunger. Ich drückte ihm etwas Geld in eine Hand, die in zerlöcherte Handstulpen gehüllt war.
Nach diesen zwei Kontaktversuchen und drei Zigaretten war mein Retter da.
Am nächsten Tag stieg das Familienfest, mit leckerem Essen, langen Spaziergängen – und einer anschließenden Grippewoche. Alle weiteren Reisepläne gecancelt, stattdessen Spaziergänge mit meinem Bruder und ein stilles Silvester mit zwei Vier- und zwei Zweibeinern.

Mein Motto fürs neue Jahr:
“Zerreiß deine Pläne. Sei klug
und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
im großen Plan.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängste.”
Das fand ich bei einer klugen Frau – Mascha Kaléko.
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