Pustekuchen

Gestern sollte die Abreise der Urlaubsgäste beginnen, aber die Nordsee war anderer Meinung.

Windstärke acht und vier bis fünf Meter Wellenhöhe, da fährt die “Fair Lady” vorsichtshalber nicht mehr. Das Schiff würde das aushalten, aber die die Passagiere, na ja

Also gut, zwei weitere Inseltage für die letzten Gäste, denn das nächste Schiff fährt erst morgen.

Ein weiterer Grund, hier keine Infektionskette haben zu wollen. Das Inselkrankenhaus käme dann ziemlich schnell an sein Limit und eine Verlegung von Patienten aufs Festland wäre schwieriger als anderswo.

Hin und Her

Heute waren wieder beide Termine komplett ausgebucht. Das ist dann gar nicht so einfach mit der Lautstärke, wenn bei zwanzig Menschen die in der hintersten Reihe noch etwas mitkriegen sollen, ohne dass denen ganz vorne die Trommelfelle wegfliegen.

Scheint aber geklappt zu haben. So albern es klingt, nach all den Jahren als Gästeführer freue ich mich immer noch wie ein kleiner Junge, wenn die Leute am Ende ein wenig klatschen oder sagen, dass die Tour besser war als sie erwartet hatten. Klar, ich würde für Irgendwie-Ok-Gästeführungen das gleiche Geld kriegen, aber wem soll das denn Spaß machen? Auch mal ganz egoistisch betrachtet ;-) .

Jedenfalls laufe ich auf dem Heimweg über die Westseite. Ein Umweg, aber da war ich schon seit Tagen nicht mehr. Ehrlich gesagt war ich auch schon seit einem Monat nicht mehr an der Langen Anna. Komisch, aber andererseits… fragt mal einen Bürger der Stadt Paris, wann er zuletzt auf dem Eiffelturm war.

Plötzlich wird mir wieder bewusst, dass der Winter wohl jetzt-endlich-wirklich vorbei ist. Seit zwei Wochen keine langen Unterhosen mehr (wer wollte das jetzt eigentlich so genau wissen?) und die Sonne wärmt zwar nur ein wenig, sieht aber schon irgendwie anders aus.

Über und unter mir geschieht gerade die nachmittägliche Helgoländer Rush Hour. Der Marine-Hubschrauber kehrt von der Patrouille zurück und landet 200 Meter hinter meinem Küchenfenster (da klingelt jetzt leise das Geschirr im Schrank).

Dann legt das Schiff  mit heiserem Getute ab (bald werden es wieder fünf Schiffe sein) und kurz danach kehrt der kleine Charter-Hubschrauber der Offshore-Leute aus dem Windpark zurück.

Ebenso im Osten eines der CTVs und die Dünenfähre fährt jetzt auch schon bis 18 Uhr anstatt 16 Uhr wie im Winter. Das reinste Verkehrschaos ;-) .

Über mir ertönt ein heiseres Nachbrenner-Röhren und mit Mühe erkenne ich das winzige silberne Delta eines Düsenjägers. Die Marineflieger benutzen Helgoland gerne als Wendemarke bei Übungsflügen. Meine Kamera kann das nicht mehr erkennen, aber ich schwöre euch, da oben sitzt jetzt gerade ein Mensch in seinen G-Suit eingeschnürt und versucht, in der Kurve nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Was für eigenartige Wesen wir doch sind: So emsig, so erfindungsreich und irgendwie doch ganz schön albern dabei.

Noch zwei Wochen bis zum Saison-Beginn. Und Fe kommt hierher. Yippie!

Komische Vergleiche (ein Sonntagsspaziergang)

Am Sonntagmorgen ist das Wetter so lala, der Espresso ganz vorzüglich und da ist auch noch das neue Buch, das mir eine liebe Freundin vom Festland geschickt hat. Anscheinend habe ich es gestern Abend aber etwas übertrieben, denn beim Anblick der ersten bedruckten Seite murren meine Augen: Och nöö, jetzt nicht, wir haben noch Muskelkater.

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Also gehe ich stattdessen in den Südhafen. Da ist nicht viel los um die Zeit. Mach keine Welle, sagt das Schild an der Südkaje. Rauchen verboten steht da nicht, also bin ich ganz still und rauche vor mich hin.

Ein Stück weiter liegt die MS Helgoland wie ein niegelnagelneuer Touristenbus mit allem möglichen Luxusschnickschnack. Ein tolles, komfortables Fährschiff, nur die tropfenförmigen Fenster am Atrium, da, wo der Fahrstuhlschacht wie ein Schornstein aussieht, naja, hm.

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Ich gehe weiter und wo wir gerade bei komischen Vergleichen sind… Dahinter liegt die Groden, ein Lotsentransferschiff und ein SWATH-Design. Nicht gerade elegant, aber der neue heiße Sch**ß im Schiffsbau. Da bleibt auch bei schwerer See der Kaffee in der Tasse und das Frühstück im Lotsen ;-) .

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Sozusagen einer dieser nichtssagenden Kombis für Berufsreisende auf der Autobahn, aber in Wirklichkeit mit allem technischen Superklimbim an Bord und sechsstelliger Kilometerzahl auf dem Tachometer.

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Auf der anderen Seiten des Hafenbeckens liegen die World Scirocco, ein merkwürdiger Hybrid aus SWATH und Trimaran (einer von diesen Baustellen-LKWs mit den riesigen Stollenreifen), daneben die Hermann Marwede, der größte Rettungskreuzer der Welt. Der Bergepanzer von der Feuerwehr, 46 Meter lang. Und kann Eskimorollen machen.

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Auf dem Rückweg laufe ich an der Helikopterstation der Bundesmarine vorbei, aber der Rettungshubschrauber ist im Hangar. Etwas abseits steht ein kleiner Charter-EC135 und wenn die Sea King der Nachtbus ist, ist das hier wohl der silberne VW Golf von der Autovermietung.

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Auf dem Rückweg komme ich im Binnenhafen noch an einem Arbeits-Prahm vorbei. Ein Baustellenwagen, tja.

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Und am Taucherheim der Biologischen Forschungsanstalt hängt ein Orientierungswegweiser, bei dem ich keinen merkwürdigen Vergleich mehr erfinden muß.

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Sie befinden sich hier. Vor siebzig Jahren.

Nachtbus

500 Meter hinter meinem Küchenfenster ist die Haltestelle für den Nachtbus.

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Es ist so groß wie ein Bus. Es ist nachts unterwegs, wenn alle anderen Feierabend haben.

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Gnädigerweise hat es keine Werbebanderolen.

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Leider hab ich kein gültiges Ticket.

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Es kann sogar schwimmen wie ein Schiff, wenn Alles schiefgeht. Und glaubt mir, es macht viel, viel mehr Krawall als euer Nachtbus ;-).

Guten Morgen Helgoland

Dienstagmorgen, die Insel kommt so langsam in die Gänge.

Im Südhafen haut die Nachtschicht der Frühschicht auf die Schulter und reißt die üblichen Witze. Nur auf dänisch. 

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Auch die Jungs und Mädels von der Bundesmarine machen sich auf den Weg zum Arbeitsplatz.

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Ich müßte jetzt eigentlich noch ein Foto schießen, wie ich meine Schuhe binde. Aber wie das aussieht ist ja bekannt. Stattdessen noch ein Bild von der Helgoländer Straßenbahn.

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Jepp, Ph*toshop-Scherze gab es schon 1906.