(Denk-)Pausen

Während einer Pause lausche ich folgendem Gespräch –

A. tänzelt um B. herum: “Stell dir vor, du hast einen beißfesten Anzug. Würdest du eher in einen Tigerkäfig steigen, oder einen Haifischkäfig?”

B. grinst. Ich stelle mir den bissfesten Anzug vor.

A: “Ich würde in einen Haifischkäfig steigen. Die sind irgendwie interessanter. – Und es hat mehr Thrill.”

B. verzieht das Gesicht. Ich stelle mir den Haifischkäfig vor.

A:”Also, ich wüsste ja gerne mal, was so ein Hai denkt.” –

B. denkt. Ich auch –

Ich nehme eine Pause von Arbeit, Haushalt, streife über das lunn….

Was sie wohl denkt? –

Vor der ‘Helgoländer Botschaft’ stehen Touristen an – T.’s frühere Kundschaft. Der Anblick von Menschgruppen irritiert mich noch. Na – das wird sich legen.

Jetzt ist noch keine Maskenpause.

An manchen Stellen sieht dafür alles aus wie auch die Jahre zuvor:

Warten auf die Dünenfähre.

Warten auf Kundschaft.

Man trinkt den ersten Kaffee

und schaut einer Tonne beim Dümpeln zu.

Was er wohl denkt?

Abends auf dem Oberland:

“Und wie?”, beginne ich das Gespräch mit den Heidschnucken, “ganz schön was los hier.” –

Die Schnuckenmama guckt. Was sie wohl denkt? –

Am Horizont ein Schauspiel von Regen

und Feuerball…

Zuhause hat jemand vergessen, das Licht auszumachen.

Tja – was ich wohl denke?

… wie immer?

Krankheits- und arbeitsbedingt war ich 14 Tage nicht hier draußen.

Den Felsen überzieht eine dichtgrüne Matte. Die Pfeilkresse steht kurz vor der Blüte.

Fast alle Tölpel brüten jetzt. Leider finden sie immer noch Plastikreste, mit denen sie ihre Nester polstern.

Das Wetter kann sich nicht entscheiden – die Ostseite hat noch Sonne, während

sich auf der Westseite eine Regenwolke nähert.

Später regnet es dann doch.

Hier draußen ist es noch still. Zwei überaus bemerkenswerte Schwestern tollen mit ihrem Besuch über die Hügel.

Sie winken und ziehen weiter – während ich aufs Meer schaue und Gedanken ziehen lasse.

Morgen wird es schon anders sein.

Ja – der Tag der Öffnung ist gekommen. Touristen dürfen wieder Helgoland betreten und das Schiff jeden Tag fahren. Dafür herrscht zwischen 11 und 17 Uhr Maskenpflicht in den innerstädtischen Kernbereichen.

Wir seien am Ende der Pandemie angekommen, lese ich heute in der Zeitung.

– Wirklich?

– Kann ich es nicht fassen, weil mich die letzten 15 Monate so verändert haben?

– Bin ich zu pessismistisch geworden? –

Mein Leben hat sich in den letzten Monaten drastisch verändert.

– Der Garten sieht aus wie letztes Jahr.

Der letzte Winter hat viele Gebete in den Himmel getragen.

Unsere Fassade hat eine neue Regenrinne, doch noch immer schaut die Welt aus dem Fenster. –

Einer fehlt.

Wolken wandern über den Himmel ….

wie Seelen über die Zeit. So ähnlich – ist dies ein Zitat aus einem meiner Lieblingsfilme.

Definitiv ein Lieblingsfilm, denn ich bin nicht so oft bereit, einen Film drei-, vier-, fünfmal zu sehen.

Er heißt ‘Cloud atlas‘. Seine Themen sind ……Liebe und Tod, Gemeinheit und Gewalt in einer räuberischen Welt, ihre Rettung durch Güte und Überwindung von Unterdrückung.

Was das mit Helgoland zu tun hat? – Nichts – und alles.

Schaut hin,

hört zu…….

und genießt.

…und es lohnt sich auch den Roman zu lesen ;-)

Ausgebremst

Noch am letzten Wochenende sah hier alles nach langsamem Saisonbeginn aus.

Blockierbänder waren abgeräumt.

Man traf sich zum Kaffeeplausch.

Pustekuchen – das neue Infektionsschutzgesetz – auch ‘Notbremse’ genannt – gilt auch für Helgoland.

Zwar haben wir – toitoitoi – eine Nullinzidenz, aber wir unterliegen den Bundesbestimmungen. Zum ersten Mal lernen wir Ausgangssperren kennen.

Geschäfte, die nichts unmittelbar Lebensnotwendiges anbieten, bleiben weiterhin zu. Die gesamte Gastronomie wartet – wie schon die ganze Zeit.

Die Schule ist in den Wechselunterricht für die Gemeinschaftsschule gegangen.

Nein Leute, das bedeutet für meine Zunft nicht weniger, sondern deutlich mehr Arbeit!

Über den Felsen senkt sich ein Lebensgefühl, das sich wie Mehltau anfühlt – als ob die Poren nach und nach verstopft würden.

Ja – ihr Festländer kennt das Gefühl wahrscheinlich schon länger. In der Zeitung las ich diese Woche einen neuen Ausdruck dafür: languishing.

Dabei – die Natur gibt hier gerade alles – wie jedes Jahr, wenn der kalte Wind nachlässt und der Felsen anfängt Wärme zu speichern.

Die Heidschnucken führen ihren Kindergarten aus.

Die Basstölpel feiern ‘Nestparty’. Manche brüten schon und für den Partner heißt es dann: ‘Stand by my side, sweetheart!’

Oder: ‘Ich habe dir etwas mitgebracht, chérie!’ –

Beieinander stehen – ja – das bleibt wichtig.

Die Kinder haben es begriffen:

Voran spaddelt eine Seejungfrau –

vielleicht Fee Galaktika? –

Ach – ich möchte fliegen können .