Der Sommer kommt in desem Jahr auf besonders leisen Sohlen. Denn gerade als der Countdown zur Sommersaison begann, kam stattdessen der Shutdown.
Mir scheint, als hätten die Insulaner den etwas stoischer aufgenommen als manche Menschen auf dem Festland. Schließlich verbringt man hier etwa fünf Monate pro Jahr in einem jahreszeitlich bedingten Teil-Shutdown. Man nennt das aber “Winter auf Helgoland” oder auch “Schietwedder”.
Jetzt ist schon fast Juni und man wundert sich immer noch instinktiv, wenn man auf der Straße ein fremdes Gesicht sieht. Aber seit gestern dürfen wieder Gäste anreisen, die eine Zimmerreservierung haben.
So richtig los geht es aber erst morgen, da das Helgoland-Schiff immer noch nach einem reduzierten Fahrplan verkehrt.
Anderen Lebewesen ist das alles pipapo, zum Beispiel dem Thai-Basilikum, das wir von einer Freundin geerbt haben, als sie wieder nach Hamburg zurückziehen musste.
Oder der Eiche, die Fe aus dem Garten ihres früheren Hauses mitgebracht hat.
Der Heidschnuckennachwuchs hat in den letzten zwei Wochen enorm an Gewicht zugelegt und bei den Basstölpeln wird weiter eifrig gebrütet und am Nest nachgebessert.
Wenn sich Dinge sehr schnell entwickeln, heißt es manchmal, dass sie einem um die Ohren fliegen.
Ok, an der Langen Anna fliegen uns die Basstölpel nur so um die Ohren. Hmm…
Neue Hoffnungszeichen am Nord-Ost-Strand.
Die Steinschlange ist nochmal ein gutes Drittel länger geworden.
Offensichtlich haben sich inzwischen auch Insulaner beteiligt, die dem schulpflichtigen Alter bereits entwachsen sind.
Bei genauerem Hinsehen entdeckt man neben vielen anderen Ramona und Antje, die im April hier geheiratet haben, einen Dachdeckergesellen auf der Walz, einen BuFDi, der seinen Dienst beim Verein Jordsand beendet hat, einen Stein, der bei Sturm so fror, dass ein mitleidiger Mensch ihm eine Mütze gehäkelt hat, Oma und Opa aus der Ferne und… huch, Edvard Munch???
Ein letzter Spaziergang um die stille Insel, bevor die Saison mit einiger Verspätung an den Start geht.
Hoffentlich noch früh genug, um die wirtschaftliche Existenz vieler Insulaner zu retten und hoffentlich nicht so früh, dass die zweite Infektionswelle uns breitseits erwischt.