Auf dem Weg vom Einkaufen im Unterland machen Fe und ich auf der Oberlandtreppe eine kurze Verschnaufpause und legen die Köpfe in den Nacken.
186 Treppenstufen, puh.
Hell und dunkel, ineinander verschränkt.
Okay, fragt ihr euch vielleicht, was soll das bedeuten? Hell und Dunkel? Treppe? Aufzug? Auf einer einsamen Insel?
Ganz einfach:
Helgoland ist keine Sandbank wie die meisten anderen Nordseeinseln. Es ist ein Felsen, der zu zwei Dritteln gut 50 Meter aus dem Meer aufragt. Das andere Drittel der Landfläche liegt aber fast auf Meeresniveau. Also gibt es ein Ober- und ein Unterland und dazwischen eine Steilklippe. Die will man nicht jeden Tag hinauf- und hinabklettern, also gibt es seit dem 18. Jahrhundert (soweit das bekannt ist) eine Treppe.
Später, als der Felsen ein Seebad geworden war, kam dann ein Aufzug hinzu. Der sah erst einmal so aus, wie man das heute noch auf alten Postkarten oder im Helgoland-Museum sehen kann.
Wenn man den Geschichtsbüchern glauben darf, war das eine helle Zeit für die Insulaner.
Nachdem die im zweiten Weltkrieg die halbe Welt inklusive Deutschland und auch Helgoland abgefackelt wurde, sah der alte Aufzug dann eher so aus.
Dunkelheit fiel über den Felsen, bis die Insulaner nach sieben Jahren allmählich wieder zurückkehren konnten.
Heute ist der Aufzug eine eher prosaische Einrichtung:
Eine im Jahr 1958 erbaute zweizügige Anlage nach dem Otis-System, die in die Steilklippe hineingebaut ist. Nichtsdestotrotz ist es sozusagen die Helgoländer U-Bahn. Sie mag nur 38 Meter weit fahren, aber dafür in der Vertikalen. Und sie ist sehr hilfreich, wenn sperrige oder schwere Dinge ins Oberland transportiert werden sollen. Oder wenn man nicht mehr so gut Treppen steigen kann.
In den letzten Tagen ist auch hier alles ganz anders.
Normalerweise sind die Kabinen permanent unterwegs, aber wenn man ungeduldig ist, kann man sie auch herbeiklingeln. Dann kauft man eine Fahrkarte oder lässt als Insulaner ein Loch in die 100er-Karte knipsen.
Das geht zur Zeit natürlich nicht mehr. Die Kabinen sind viel zu klein, um effektiv Abstand zu halten und die Menschen, die normalerweise den Aufzug bedienen, sind… nun, Menschen.
Also fahren wir bis auf weiteres in Eigenregie im Aufzug. Es gibt sowieso nur zwei Stockwerke. Und die Karten abknipsen ist Ehrensache, das machen wir nachträglich, wenn dieser böse Traum vorbei ist.
Wenn es wieder heller wird.
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