Tja, es ist soweit. Heute ist es ein Jahr her, daß ich auf den Felsen gezogen bin. Da war auch gerade Nordseewoche, jeden Tag kamen 2.000 schick gemachte Hamburger herüber und ich wußte zwar, daß das im Winter wohl anders sein würde, aber ansonsten wußte ich noch ziemlich wenig.
Dann kam ein langer warmer Sommer und ein ebenso langer verregneter Winter. Zum Glück lese ich gern und viel, denn sonst hätte ich mir wahrscheinlich eine Katze zulegen müssen.
Nichts gegen Katzen an sich, aber die Eßgewohnheiten sind mir dann doch etwas zu… fischig.
Ein paar Freunde habe ich gewonnen. Naja, drei. Das ist schon ein ganz guter Wert. Ich habe gelernt, mit einer Population von ein paar hundert Menschen klarzukommen, aus denen ich mir meine Freunde und Bekannten aussuchen kann. Da darf man nicht so extrem pingelig sein. Auch was die eingebauten Nachteile und Widersprüche des Dorflebens angeht, speziell wenn dieses Dorf im Winter eine ziemlich reduzierte Verkehrsanbindung zum nächsten Dorf hat. Da kommt die Fähre nur noch alle zwei Tage, die Hälfte aller Geschäfte und Kneipen ist für Monate verbarrikadiert und wenn es ein paar Tage stürmt, leeren sich auch sichtbar die Regale für Obst und Gemüse im Supermarkt.
Und ich habe gelernt, die Windstärke am Heulen und Pfeifen zu erkennen, mit dem der Wind um den Sendemast weht.
Dreimal war ich jeweils für ein paar Tage auf dem Festland, um dort alte Freunde wieder zu sehen. Das war schön und teilweise verwirrend, weil ich den subkulturellen Wirrwarr und die hohe Sprechgeschwindigkeit auf Festlandsparties irgendwie nicht mehr gewöhnt bin ;-).
Irgendwie war das auch faszinierend, aber sonst gab es nicht viel, das mich hätte halten können, am wenigsten in den Städten. Die sind unglaublich bunt, vielfältig, vermüllt und voll. Überall verstellt etwas von Menschen gemachtes den Blick und man vertrödelt viel Lebenszeit und Geld in Staus und U-Bahnen. Hier dagegen eher mit Herumsitzen am Klippenrand und Betrachten des Horizontes.
Nach dem hundertsten Photo von der leeren Nordsee fragen dann die ersten Freunde, ob es nicht noch was Anderes gibt außer Himmel und Meer. Na ja, schon. Aber das ist einfach Teil meines Alltags und ein Photo kann eben nur in seltenen Glücksfällen vermitteln, wie sich dieser Augenblick angefühlt hat.
Jetzt ist aber Frühling, die Urlaubs- und Feriensaison hat begonnen und nach dem langen stillen Winter kommt mir das Wort “Gedränge” in den Sinn, wenn die Besucher nach der Ankunft unter meinem Fenster entlang vom Hafen in Richtung Dorf pilgern. In der Fußgängerzone von Bottrop ist natürlich an einem beliebigen Dienstagmorgen mehr los ;-).
Aber das ist halt Alles relativ.
Habe ich den Umzug bereut? Nö.
Bleibe ich hier? Ja.
Gebt mir einen Grund, mich anders zu entscheiden.
Ich finde keinen.
Schöner Jahresrückblick! Das Meer ist natürlich toll – aber was ist das für ein wunderhübscher Garten?!
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Das ist der Hotelgarten, der zur Nordseite mit dem Steilhang des Mittellandes verschmilzt. Sieht teilweise son bißchen nach Hobbitdorf aus ;-) .
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aber echt, es hat mich ein bisschen an Waldfriedenromantik erinnert. Toller Rückblick!
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Ja genau, auch wenn im Hotelgarten weniger geknutscht und getanzt wird ;-).
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wie machen du und die Katze das mit Verabredungen? Gibts da einen festen Termin? Hast du ihr schon Fisch vorbeigebracht?
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Dienstags um Zehn. Und nein, kein Fisch. Es gibt Grenzen ;-).
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Liest sich in Deinem Blog so, als würde sich das Hamsterrad auf der Insel langsamer drehen. Wenn sich auf die Weise genug Nüsse für den Winter sammeln lassen, hört sich das nach einem guten Tausch an.
Auch wenn sich der Winter heute (über 30 Grad) so weit weg anfühlt wie selten, freue ich mich wenn Du dann noch mal vorbei kommst und mit Keno auf dem Schoß den Nerds auf dem Weg vom Kaminzimmer in den Schulungsraum zuschaust.
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Ja, manchmal fühlt es sich ein wenig wie Zeitreise an. Die Gäste sind normalerweise wohlsituiert und Pfandsammler gibt es keine, weil auf den Bierdosen kein Pfand drauf ist :-/. Selbst ein Vollpfosten würde die Spardose von Pauline und Jan nicht klauen, weil man in dieser Miniaturwelt ja immer von jemandem gesehen wird.
Das heißt aber auch: Dorfklatsch und -tratsch, soziale Kontrolle am Anschlag. Es ist zum Beispiel ziemlich schwierig, hier mit einer Frau nen Kaffee trinken zu gehen, auch wenn man wirklich nur Kaffee trinken will ;-).
Ansonsten: Oh, 30 Grad, schwitz! Hier waren es 18, trotz Sonne. Das macht das viele Wasser drumherum.
Ich hoffe, wir sehen uns bald! Vielleicht hab ich vor der Fusion (yay!) noch ein paar Tage Zeit und wenn ich ganz viel Glück habe, sehn wir uns im August in Kiel!
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